Theatersaison komplett ausverkauft – Theatergruppe zieht positive Bilanz: Schauspielerische Leistung und Publikumsandrang beim SV Oberkollbach überragend
Neben der Leidenschaft zum Sport hat der SVO mittlerweile eine weitere Herzensangelegenheit: Seit über einem Jahrzehnt sind die Theatervorstellungen ein wichtiger Eckpfeiler im Jahreskalender des Vereins. Wer an den Wochenenden Ende Februar und Anfang März das Sportheim betritt, sieht auf den ersten Blick: Hier wird gleich einiges geboten. Eng an eng sitzen die Gäste und warten voller Vorfreude, dass sich der Vorhang hebt.
Auch dahinter liegt dieses Jahr ungewöhnlich viel Anspannung in der Luft. Zwar hat sich die Gruppe wieder für ein Stück von Beate Irmisch entschieden, einer Autorin, die ihnen liegt. Dennoch ist im zweiten Jahr nach der Corona-Pause vieles anders. Gleich drei frisch gebackene oder noch werdende Eltern unter den neun Darstellern, Stress mit Gesundheit, Familie und Beruf, die Integration neuer Mitspieler und eine zu kleine Bühne – nur ein kleiner Ausschnitt der Herausforderungen dieser Saison. Doch die Theatergruppe um Sportvorstand Timo Seeger und Regisseur Alex Bross ist sich schnell einig: Wir kriegen das hin. Umbauten an der gewohnten Bühne sind nötig, um „Eine Sprachbox namens Alexa“ aufführen zu können, zum ersten Mal seit Bestehen der Gruppe wird bewusst mit Zweitbesetzungen gearbeitet, sechs Türen werden auf drei reduziert und für die Technik gibt es einen Plan B. Also ist alles bereit. Vorhang auf.
Die beiden Einbrecher Alexander und Bubi haben sich darauf spezialisiert, in Häuser einzubrechen, deren Bewohner gerade Urlaub machen. Bei den Hoppenstedts vermuten sie die große Kohle. Noch ahnen sie nicht, dass sowohl Elmar und auch Edith mit ihren heimlichen Liebschaften nach und nach wieder zuhause eintreffen, um dort eine Woche unbeschwert zu turteln. Zu allem Überfluss schaut auch noch Elmars Tante Gieschen nur allzu gerne nach dem Rechten und hat als Verstärkung ihre Freundin Meta im Schlepptau. Da keiner vom Aufenthalt der anderen im Haus weiß, entwickeln sich so allmählich unheimliche und spannende Situationen. Nicht ganz unschuldig daran ist Elmars neumodische Sprachbox, die mit der Zeit ein Eigenleben entwickelt, und alle in eine ordentliche Bredouille bringt. Die Geschichte ist schnell erzählt. Eigentlich.
Bereits der Einstieg der beiden Einbrecher gerät zum Lach-Inferno. Pascal Bertsch stellt sich als dümmlicher Bubi derart minderbemittelt an, dass Jens Kraft als Einbrecher-Chef einfach nur an ihm verzweifelt. Szenenapplaus unterbricht immer wieder die Handlung. Die Darsteller können mehrfach erst dann weiterspielen, als es wieder ruhiger wird. Kaum sind die beiden von der Bühne, kommt schon das nächste Pärchen zur Tür herein. Edith, gespielt von Sandra Wüst, hat ihren Lover Manfred (Andrico Weber) im Schlepptau. Nicht nur zwischen den beiden, sondern auch im Zusammenspiel mit dem Publikum entwickeln sich im Folgenden Szenen, die beim mit schmollenden Publikum anfangen und bei quer durchs Sportheim fliegenden Spiegeleiern enden. Wüst perfektioniert ihr Spiel mit dem Publikum, während Neueinsteiger Weber ihr sowohl die Bälle zuwirft, aber auch als überzogen agierender, nervöser Lover brilliert. Auch das nächste Paar, Klaus Schlecht als Elmar Hoppenstedt und Carmen Kirchherr als Modeverkäuferin Uschi, bekommt bereits Auftrittsapplaus ob ihres schrillen Outfits und noch bevor die beiden ein einziges Wort sagen können. Die beiden spielen als Dienstälteste der Truppe ihre ganze Erfahrung aus und holen sich jeden Lacher ab, der der Stück den Rollen bietet. Michaela Erlenmaier spielt die Tante dermaßen naseweis, Sophia Kirchherr deren neugierige Freundin so übertrieben naiv und Nina Bertsch die überhaupt nicht diensteifrige Polizistin so gelangweilt, dass die Zuschauer nicht nur voll auf ihre Kosten kommen, sondern die Darsteller geradezu zu Höchstleistungen antreiben. Am Ende des Abends wirkt die Luft im Saal mindestens fünf Grad wärmer, so haben alle mit gefiebert. Die Mitwirkenden sind erleichtert, glücklich, zufrieden. Sie haben sicher abgeliefert, und Souffleuse Jasmin Jost nur für die eigene Sicherheit gebraucht.
Schon Ende des vergangenen Jahres spürten die Darsteller die Erwartungshaltung, die ihnen entgegengebracht wurde. Keine 48 Stunden dauerte es, bis die Saison direkt nach Vorverkaufsbeginn komplett ausverkauft war. Daher beglückwünschte Stefan Kirchherr, der durch die Abende führte, jeden im Publikum dazu, eine Karte ergattert zu haben. „Erst drei Wochen vor der Premiere war absehbar, dass wir die Vorstellungen wie geplant durchziehen können“, so Bross. „Und dann so eine grandiose Saison zu spielen, das ist schon überragend“. Dass die Zuschauer zu den Veranstaltungen strömen, nimmt man im Verein bei weitem nicht als selbstverständlich wahr. So gibt es in der Szene auch andere Vereine, die mit Besucherrückgängen zu kämpfen oder sogar nach Corona gar keine Theatergruppe mehr zusammenbekommen haben.
Zum einen freut es die Vereinsverantwortlichen, ein solches Luxusproblem zu haben, zum anderen ist auch klar, dass man dieses Jahr viele Zuschauer enttäuschen musste, die teilweise seit Jahren zum Stammpublikum gehören. Ihr Spiellokal im Sportheim aufgeben wollen die Verantwortlichen nicht, hat sich gerade die kleine Bühne mit ihrer großen Nähe zum Publikum zum Alleinstellungsmerkmal in der Region gemausert. Die Alternative wären weitere Vorstellungen. Ob die Beteiligten das aber stemmen können, muss erst familienfreundlich geplant werden. Mit dem Elan und der Weiterentwicklung der vergangenen Jahre wurde das, was mal klein angefangen hat, schließlich zum zeitintensiven Hobby.